Gut kopiert ist halb gewonnen

Bei meiner Arbeit als Online-Redakteur stelle ich immer wieder fest, dass Journalismus im Web in weiten Teilen zu Fließbandarbeit mutiert ist. Da werden Nachrichten unkommentiert aus Pressemeldungen und den Nachrichtenagenturen übernommen und als 1:1 Kopie unter Volk gebracht. Das gilt für die Großen der Branche genau wie für die Kleinen und im Fall der Fälle werden Fehler eben einfach gelöscht. Manchmal frage ich mich sogar, ob man zukünftig außer den Schreibern der Agenturen überhaupt noch Journalisten benötigt. Für den Copy-and-Paste-Job kann man schließlich auch beliebiges Personal von der Straße rekrutieren.

Noch schlimmer als die unbearbeiteten Kopien sind jedoch die Kopien der Kopien. Abschreiben gehört heute fast schon zum guten Ton und das Drama zeigt sich erst an den vielen falschen und schlecht recherchierten Meldungen, die sich im Stille-Post-Prinzip von Website zu Website verbreiten.Wirtschaft & Finanzen, Immobilien, Haustiere, Computerspiele. Keine Rubrik, kein Genre ist vor dieser Maschinerie sicher. Das beste mir bekannte (und inzwischen samt und sonders gelöschte) Beispiel dazu ist die Meldung zur Veröffentlichung eines lang erwarteten Trailers zur Battlefield-Serie. Der dritte von drei Teilen, der sich nach der Falschmeldung einer Seite aus den Vereinigten Staaten wie ein Lauffeuer über den Globus verbreitete. Und dass, obwohl das simple herunterladen und betrachten der 50 Megabyte großen Datei wohl Aufschluss gebracht hätte. Zumindest für eine Fachredakteur, als den ich mich für besagtes Spiel von Publisher EA ohne Scham bezeichnen würde.

Copy & Paste beschränkt sich jedoch nicht automatisch auf bestimmte Themenfelder. Als Online-Redakteur sitze ich an der Quelle und sehe, was und vor allem „wie“ es seinen Weg aus den Pressemitteilungen in Outlets wie presseportal.de & Co. in die Agenturen findet. Und oft ist es erschreckend, wie wenig an den Meldungen gearbeitet wurde. Überhaupt ist es heutztage – bis auf einige große Tageszeitungen – erschreckend noch Nachrichten zu lesen. Zumindest wenn man weiß, wie die Texte produziert werden. Geschwindigkeit ist oft das einzige Kriterium und was dabei herauskommt sind halbseidene Berichte, bei denen der Autor im besten Fall kurz telefoniert hat. Wenn überhaupt. In der Regel wird jedoch einfach aus der Agentur kopiert und eingefügt. Und noch öfter erfolgt die „Operation Text“ dabei oft live am Kunden:

Und das Ende vom Lied? Wer langsamer ist als der Rest stirbt am schnellsten. Das Tempo wird künstlich hoch gehalten und verstärkt auch den Druck auf Fernsehen und Printmedien. Husch-Husch-Journalismus, der die Leute jedoch kaum zu stören scheint. Und das ist das eigentlich erschreckende an der Tatsache.