Online als Auslaufmodell

Damit zwischen den Einträgen nicht immer Wochen oder Monate vergehen, möchte ich an dieser Stelle kurz ein paar Gedanken zur weiteren Entwicklung auf dem Online-Markt festhalten. Speziell in Bezug auf die Vermarktung. Denn damit dürfte es in den kommenden Jahren einige Probleme geben. Vielleicht noch nicht sofort, aber lange wird es nicht mehr dauern. Denn selbst wenn die IVW sich nicht dazu durchringt das Messverfahren von Page Impressions auf Visits umzustellen (und damit endlich die Klickwichserei zu beenden), wird früher oder später kein Geld mehr verdient. Die Werbung sieht nämlich niemand mehr.

Die Zauberworte heißen Firefox, NoScript und AdBlock Plus. Mit einer Kombination aus dem immer beliebteren Browser und den beiden Ad-Ons entscheidet der Nutzer zukünftig selbst, wo und vor allem vom wem er sich Werbung zeigen lässt. Und anders als bei Fernsehen, wo ähnliche Konzepte jahrelange Streitereien vor Gericht nach sich ziehen, lässt sich die Verbreitung über das Internet kaum stoppen. Wohl auch deshalb feilen Strategen zurzeit fieberhaft an der Konzeption neuer Werbemittel. Das jüngst besprochene Feld der Videos ist ein gutes Beispiel dafür. Vor den meisten Flash-Filmchen kommt jetzt Werbung, aber auch die wird ein findiger Kopf irgendwann mit einer neuen Extension blockieren.

Die Werbewirtschaft steht hier auf verlorenem Posten, denn ähnlich wie beim Kopierschutz für DVDs wird die Weisheit der Vielen am Ende siegen. Den einzig adäquaten Schutz der Umsätze bietet zurzeit der Internet Exploiter, der weniger offen für pfiffige Erweiterungen ist. Will Microsoft jedoch nicht noch weiter Marktanteile verlieren, muss auf lange Sicht auch hier mehr Open Source rein. Und spätestens dann wird es gefährlich, denn Werbung ist und bleibt der Motor der großen Online-Portale. Abonnements und Bezahlinhalte funktionieren nicht. Zumindest nicht online, wo man sich die Nachrichten notfalls woanders besorgt. Notfalls über eine Kollektion von Blogs.

Spinnen wir dieses Szenario einmal weiter, bleibt in einem werbefreien Internet noch ein Anbieter zurück: Die Öffentlich Rechtlichen. Mit AdBlock können die sicherlich besser leben als so mancher privater Anbieter und qualitativ sind die Nachrichten nicht schlecht. Späte Rache für die Einführung des Privatfernsehens so zu sagen. Ob es wirklich so kommt und vor allem wann ist dabei natürlich die große Frage, aber hey: inzwischen haben auch die Kunden der Telekom herausgefunden wie sie ohne die Installation der Software ins Internet gehen. Der Mensch ist lernfähiger als man glaubt, vor allem wenn sich mal wieder ein Layer mit nicht funktionierendem „Schließen“ Button über die Seite legt.