Entsozialisierung

Abends halb acht in Deutschland:  Im Social Network Facebook meldet der Status-Ticker, „Bastian ist nicht mehr in einer Beziehung“. Bereits kurze Zeit später laufen die ersten Nachrichten ein. Direkt auf der Plattform, über meine Messenger, bei Twitter. Das Netz schläft nicht und wenn ich nicht sofort intervenieren hätte, wäre die vermeintliche Trennung vielleicht schon morgen ein Thema auf der Arbeit. Dabei habe ich mich doch gar nicht getrennt, sondern nur mit der Entsozialisierung begonnen. Ich habe keinen Bock mehr. Auf Facebook, WKW, MeinVZ, MSN, LinkedIn, Stayfriends, Xing, Ding, Dong und wie sie alle heißen. Geht sterben!

Die Urlaubsbekanntschaften hängen auf der Holzbrink-Plattform herum, die Arbeitskollegen bei Facebook und die meisten Freunde bei WKW. Gut, ich habe da den einen oder anderen Menschen wiedergefunden, von dem ich bereits lange nichts mehr gehört habe, aber alles in allem sind zuviele soziale Netzwerke vor allem eins: Stress. Es gibt inzwischen zwar Aggregatorenseiten, auf denen ich meine Logins zusammenfassen kann, aber ganz ehrlich: wo bleibt das Windows der sozialen Netzwerke? Die Killerplattform, auf die sich von jung bis alt alle einigen können? Wann startet Google einen eigenen Dienst?

Einen wirklichen Unterschied bietet der vorhandene Pool an Sozialisierungs-Seiten jedenfalls nicht und ich habe genug von meinem Dasein als Social-Network-Schlampe. Die persönlichen Daten verschwinden als erstes und wenn ich konsequent bin, lösche ich auch die Accounts. Einfach um auch mal gegen den Trend zu schwimmen.  Danach noch schnell einen prominenten Platz auf dem digitalen Friedhof sichern und zukünftig ganz entspannt auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Vorher aber noch schnell eine Beschwerde an Facebook schreiben. Die sollen gefälligst schreiben, dass man den Beziehungsstatus gelöscht hat, anstatt einfach eine Trennung in den Raum zu stellen.