Stellt euch vor, ihr besucht nach zehn Jahren einen Ort aus eurer Vergangenheit und es hat sich nichts verändert. Die Einrichtung ist die gleiche geblieben, das Licht fällt im selben Winkel durch die Fensterscheibe und die Gerüche rufen selbst bei geschlossenen Augen eine ganze Kette von Assoziationen wach. Und jetzt stellt euch vor, dieser Ort ist ein Club und statt des Lichts bewegt sich der Laser über die Tanzfläche. Es laufen dieselben alten Lieder, zu denen man sich vor zehn Jahren die Seele aus dem Leib gefeiert hat. So war das vor vier Tagen und ich versuche immer noch zu ergründen, warum ein Club wie eine Beziehung ist.
Ins ProdoX zu gehen ist mehr als seine alte Stammdisko zu besuchen. Es ist die Rückkehr zu einer alten Liebe, die man nie ganz vergessen hat. Eine Liebe, die einen früher oder später den Verstand gekostet hätte, von der man sich aber dennoch nicht trennen kann. Ich weiß nicht, wie viele von euch schon einmal eine ordentliche Ladung E mit derselben Menge Tance gemischt haben, aber eins ist sicher: wer es getan hat, wird das Kopfkino nie mehr los. Das mit dem E ist lange Geschichte, aber die Bindung zur Musik ging nie verloren. Geblieben sind Stücke, deren Klang selbst bei 30 Grad im Schatten eine Gänsehaut verursachen.
Und wie mir geht es anscheinend noch anderen Menschen, denn am Sonntag habe ich viele bekannte Gesichter gesehen. Bilder aus alten Tagen. Und einige davon lassen mich nicht mehr los. Inzwischen ist mein Tapedeck an den Rechner geklemmt und die erste Kassette rattert langsam im Laufwerk, um ihre digitale Fracht als Wave-Datei auf meiner Festplatte auszuspucken. Aufgenommen wurde das Band am 25. Juli 1998 bei einer Afterhour in besagtem Schuppen. Und wer weiß, vielleicht stelle ich die Audiodatei ja einfach mal zur Verfügung. Nur um zu sehen, ob das Anhören der Musik zum verstehen meiner Worte ausreicht 😉