Ratgeber-Journalismus richtig gemacht

Die Kollegen vom Spiegel gehören bei vielen Meldungen zu den schnellsten. In den meisten Fällen sind die Artikel sauber aufbereitet und nicht zu beanstanden. Heute ist mir jedoch ein Beispiel aus dem Ratgeberbereich ins Auge gefallen, das unter Verbrauchergesichtspunkten einfach schlecht umgesetzt ist. Es geht um die höchsten Mieten in Deutschland, die alljährlich von der „F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH“, kurz: F+B, ermittelt werden. So kompliziert wie der Name dieser Gesellschaft  aufgebaut ist, gestaltet sich übrigens auch ihre Website. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu den Kosten fürs Wohnen: die kann man in Form eines Index im PDF-Format abrufen, was der Spiegel auch getan hat. So erfahre ich in der linken Spalte des Artikels, dass München im Index 171 Punkte erreicht, Germering 138 und Dachau 133. Wenn ich nun schnell wissen möchte, wie hoch die Miete in welcher Stadt ist, hilft mir das natürlich ungemein weiter.

Viel besser hat das die Bild gemacht, die dasselbe Thema einen Tag später aufgegriffen hat und dem Leser den Griff zum Taschenrechner abnimmt indem sie die Durchschnittsmiete von 5,84 Euro mit den Indexwerten kombiniert. Und so stehen in der Klickshow (die angesichts der Vierer-Schritte der einzige Minuspunkt sind) neben jeder Stadt die tatsächlichen Kosten pro Quadratmeter inklusive der Umrechnung auf die Standardwohnung mit 65 Quadratmetern. Vorbildlich und im Gegensatz zu den Indexwerten bei Spiegel Online auch hoch praktisch. Weiterer Kritikpunkt des Spiegel-Artikels: selbst wenn der Leser den Taschenrechner zur Hand nehmen würde, fehlt unterhalb der Tabelle ein wichtiger Zusatz: der Wert für den Indexstand 100 und damit die Durchschnittsmiete. Natürlich kann man sich diesen auch aus dem Text herauslesen, aber so funktioniert Ratgeberjournalismus eben nicht. „Don’t make me think“ heißt die Devise. Bei den Mieten wie auch bei vielen anderen Themen.