Brot und Spiele

Ich habe es getan. Damit ich während der Themenkonferenz und während der Raucherpausen auch mal mitreden kann, habe ich mir eine Folge Bauer sucht Frau, eine Folge Schwiegertochter gesucht und die letzte Ausgabe des Supertalents angeschaut. Das Ergebnis war wie zu erwarten erschreckend, allerdings wurden meine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. Wenn das die Realität ist, lebe ich wohl auf einem anderen Stern. Oder in einem anderen Universum. Ich weiß es nicht, aber klar ist mir nur eins: wenn sich degenerierte Idioten im Fernsehen zum Affen machen, kann ich einfach nicht darüber lachen. Höchstens weinen, über so viel geballte Dummheit.

Wenn Voll-Assi Christian bei Schwiegermutter gesucht begleitet von dämlichen Macho-Sprüchen die persönlichen Fotos seiner neuen Freundin aus dem Fenster wirft, wünsche ich mir spontan eine polnische Lösung. Einigen mag das ja vielleicht zu hart erscheinen, aber mit solchen Vollidioten habe ich einfach kein Mitleid. Genausowenig mit Daniela May, Sevasti Tsomaridou, Wolfgang Sorges und all den anderen Typen, die sich für fünf Minuten Aufmerksamkeit vor der ganzen Nation zum Affen machen. Gut, es gibt Ausnahmen, aber Lachen kann ich immer noch nicht  Und wenn man es genau nimmt, ist Lachen bei der Sache eigentlich das größte Problem.

Gemacht werden diese Shows weil sie geschaut werden und ich könnte wetten, die Mehrheit der Zuschauer entstammt nicht den bildungsfernen Schichten. Zumindest wenn man nach dem Publikum geht, das sich bei der Suche nach dem Supertalent benimmt wie Römer während der Spiele im Amphitheater. Mit heruntergestrecktem Daumen oder zugekehrtem Rücken wird den Kämpfern in der Arena das Scheitern siganalisiert, das Todesurteil fällt Imperator Bohlen in Absprache mit Silvie und Bruce. Brot und Spiele; Unterhaltung für die Massen.

Shows, Kandidaten und Dialoge werden dabei immer dümmer und es scheint fast, als würde es bald gar keine Grenzen mehr geben. Vielleicht bauen sie das Kolosseum ja wirklich wieder auf, oder irgendwo auf die Grüne Wiese. Auf Gladiatorenkämpfe und Verfütterung an die Löwen kann man dabei getrost verzichten. Es reicht völlig aus, den grenzdebilen Jürgen mit seiner Tschu-Tschu-Eisenbahn in die Arena zu setzen und in der Totalen auf der Leinwand zu zeigen, wie er seine Lok im Kreis fahren lässt. Lustig ist das eigentlich nicht, geschaut wird es wahrscheinlich trotzdem. Nur nicht von mir, denn ich klinke mich nach dem Experiment wieder aus. Selbst der Mutantenstadl ist unterhaltsamer als Reality-TV.