Sensationsmeldungen im Sommerloch

Journalismus ist schon eine tolle Sache. Vor allem dann, wenn es gerade mal wieder nichts zu melden gibt. Dumm nur, dass Zeitungen und Internetportale auch in der Saure-Gurken-Zeit gefüllt werden müssen. Zum Beispiel mit den skandalösen Bildmanipulationen des Ölkonzerns BP, der sich – zugegeben – gerade nicht mit Ruhm bekleckert. Das Problem an der Sache: die sogenannten „Manipulationen“ wären unter normalen Bedingungen wahrscheinlich noch nicht einmal eine Randnotiz wert. Denn der Konzern versucht weder etwas vorzutäuschen, noch etwas zu vertuschen. Die betroffenen Bilder wurde lediglich ein bißchen aufgehübscht. Eine gängige Praxis übrigens auch in vielen Online-Redaktionen, die vom Bildblog erst jüngst im Fall einer russischen Spionin und dem Bundestrainer thematisiert wurde.

Was ist also genau passiert? Wie den Medien zu entnehmen ist, hat BP das Foto seines Kontrollzentrums nachbearbeitet und so einige nicht funktionierende Monitore kaschiert. Nachlesen kann man das bei Gawker, die den „Skandal“ aufgedeckt haben. Ein weiteres Photo zeigt einen Helikopter, der angeblich in der Luft ist, sich in Wahrheit jedoch auf dem Flugdeck befindet. Und das war es auch schon. Es wurde kein neues Ölleck wegretuschiert, es wurde keine weitere Mega-Panne vertuscht, sondern lediglich ein bißchen PR betrieben. Für den einen oder anderen Medienkritiker mag das vielleicht schon zu viel sein, aber der „WTF-Faktor“ mag sich bei mir einfach nicht einstellen. Vielleicht liegt das ja einfach daran, dass heutzutage Hinz und Kunz seine Fotos manipuliert und sich normalerweise niemand darum schert.

Gute Beispiel sind der fast schon legendäre Film von Dove, der uns die alltägliche Manipulation in aller Grausamkeit vor Auge führt, aber auch Seiten wie Photoshop Disasters, wo praktisch täglich Pleiten und Pech und Pannen aus dem Bereich der Bildbearbeitung zur Schau gestellt werden. Und dort landen nur die wichtig heftigen Fälle. Von den Print- und Online-Medien fange ich hier am besten gar nicht erst an, denn dann wird es richtig peinlich. Manipuliert wird überall. Von der Internetgemeinde aus Spaß an der Freude (Danke Ludwig ;), von Medien weil der Bildausschnitt nicht ins Layout passt und von Konzernen weil die Bilder eben hübsch sein sollen. Sicherlich hat sich BP einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht und sollte das nächste Mal jemand engagieren, der sich auch mit Photoshop auskennt, aber vorwerfen kann man der PR-Abteilung nun wirklich nichts. Zumindest nicht, wenn man sich den täglichen Wahnsinn anschaut. Zur besseren Veranschaulichung hier noch ein paar weitere Beispiele aus dem ganz normalen Leben…

Photoshop Disasters 01
Photoshop Disasters 02
Photoshop Disasters 03
Photoshop Disasters 04
Photoshop Disasters 05

Das sind die wirklichen und alltäglichen Skandale, um die sich niemand schert. Also hört doch bitte mit der lächerlichen Vorstellung auf.