Let’s dance

Ostern 2011 war richtig gut. Als überzeugter Agnostiker habe ich die vier freien Tage genossen, die mir dank der Osterfeierlichkeiten zur Verfügung stehen. Zur Verfügung steht mir der Tag, weil ich keiner Kirche angehöre und diese soweit es sich irgendwie vermeiden lässt auch nicht besuche. Meine Kathedrale ist der Darmstädter Ratskeller und wenn ich sinniere, dann bei einem frischen Radler. Oder anders gesagt: ich verbringe die Zeit wie die überwiegende Mehrheit. Mit Gammeln, dem Besuch von Freunden oder Freizeitveranstaltungen. Doch manch einem ist das nicht genug. Ein kleiner Teil der Bevölkerung stört sich am Tanzverbot und geht sogar dagegen auf die Straße. In Frankfurt gab es am Karfreitag einen Flashmob mit rund 1000 Teilnehmern, zu dem auch ich via Facebook eingeladen wurde. Und über diesen Flashmob habe ich mir so meine Gedanken gemacht.

Obwohl ich oft und gerne tanzen gehe, habe ich mich ferngehalten. Und zwar weil die Veranstaltung ein Widerspruch in sich ist. Tanzen für das Recht auf freie Entfaltung, Tanzen gegen veraltete Gesetze, Tanzen weil wir eine Multikulti-Gesellschaft sind. So sagt es zumindest eine der Teilnehmerinnen. Eine weitere beschwert sich darüber, dass wir an Ostern das machen müssen, was die Christen wollen. Und genau hier liegt meines Erachtens der Widerspruch. Wir müssen nicht das machen, was die Christen wollen, denn es wird niemand gezwungen in die Kirche zu gehen. Es herrscht auch kein Ausgangsverbot und an der Tanke werden weiterhin Sechserpacks verkauft. Das einzige, was offiziell nicht geht, sind Tanz- und Sportveranstaltungen. Ansonsten kann sich der Mensch weiterhin frei entfalten.

Weihnachten, Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag. Kombiniert mit den 24 bis 30 Urlaubstagen ergibt sich für Otto Normalverbraucher daraus ein ganz erhebliches Freizeitpotenzial, vor dem Bewohner anderer Länder nur mit Neid erblassen können. Und damit bloß nichts schiefgeht, gibt es zu Jahresbeginn regelmäßig Ratgeber, wie sich mit geschickten Kombinationen das Maximum an Urlaub herausholen lässt. Und gerade deshalb bleibt es mir unverständlich, wie man sich angesichts so viel geschenkter Freizeit so aufregen kann. Ein Wochenende im Jahr geht es notfalls auch mal ohne Disco. Ich jedenfalls ziehe das lange Wochenende dem unbedingten Recht aus Selbstbestimmung vor. In diesem Sinne: frohe Ostern.