Scheiß Eventies!

Eigentlich ist über den Spieltag bereits alles gesagt, aber nur eigentlich. Da ist noch eine Sache, die mir auf der Zunge brennt und die ich einfach loswerden muss: Scheiß Eventies! SCHEISS EVENTIES! Selbstverständlich habt ihr jedes Recht das Stadion zu verlassen, wann immer ihr das möchtet. Genauso nehme ich mir jedoch das Recht heraus euch dafür Rund zu machen.

Sieht man vom FC Bayern München ab, sind Fußballspiele kein Wunschkonzert. Es gibt keine Garantie auf Traumpässe und Torstaffetten, keine Sicherheit über Sieg oder Niederlage. Mal gewinnst Du, mal verlierst Du. Das gehört bei diesem Sport einfach dazu, das macht ihn aus. Und wenn es richtig scheiße läuft, verlierst Du drei, vier, fünf Spiele am Stück. Nach jeder dieser Klatschen schleichst Du Dich schweigend aus dem Fanblock, den Mund für die nächsten 48 Stunden zu einem Strich zusammengedrückt. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort „NACH“, denn bevor ich das Stadion vor dem Abpfiff verlasse, muss schon einiges passieren.

In der Saison 2012/2013 habe ich einmal laut daraüber nachgedacht und bin am Ende doch sitzen geblieben.Am 36. Spieltag war das, als Hakan Calhanoglu in der 89. Minute das Siegtor für den KSC geschossen hat und die Lilien damit quasi in die vierte Liga. In einem Reflex habe ich mich erhoben und wollte aus dem Block stürmen, habe meinen Arsch danach aber wieder auf die Bank bewegt und die restlichen drei Minuten abgewartet. Allerdings sprechen wir hier auch über eine andere Sachlage. Nach dem Abgang von Kosta Runjaic und dem erfolglosen Experiment mit Jürgen Seeberger war der Fußball am Bölle nicht anders als unterirdisch zu bezeichnen. Wir sprechen hier von Grottenkicks, Gegentoren in der 92. Minute und all den anderen Dingen, die bis vor drei Jahren fest zum Repertoire der Lilien gehörten. Zwei Siege gegen die Kickers, aber sportlich abgestiegen.

Schaue ich mir die Situation heute an, sehe ich ein ganz anderes Bild. Es ist quasi ein Wunder, dass wir zum Ende der Hinrunde nicht auf einem Abstiegsrang stehen. Und wie eingangs erwähnt, geht es auch in der ersten Liga auf und ab. Das Spiel in Ingolstadt war zum vergessen, danach der furiose Derbysieg in Frankfurt. Deshalb frage ich euch allen ernstes: was erwartet ihr? Dass jedes Spiel mit einem Märchen oder Wunder endet? Dass nur die anderen eine Klatsche bekommen? 4:0 hat Ingolstadt am zweiten Spieltag zuhause vom BVB auf die Mütze bekommen, am neunten Spieltag ging die Eintracht mit 1:5 gegen Gladbach unter. Und hier reden wir nur über die Heimpleiten. Wolfsburg und Dortmund, beides keine Theken-Teams, mussten sich mit einem 1:5 aus der Allianz-Arena schleichen! Und sieht man einmal von besagten Bayern ab, liegt unsere letzte Heimpleite in dieser Höhe laut Recherchen von boelle.org mehr als sechs Jahre zurück.

In meinen Augen habt ihr deshalb kein Recht das Spiel nach der 70. Minute zu verlassen. Das könnt ihr machen, wenn wir zehn Spiele in Serie verloren haben und die Mannschaft auf dem Platz aufhört Fußball zu spielen. Wenn kein Kampfgeist mehr vorhanden ist und keiner mehr will. Das war jedoch am Samstag nicht der Fall. Die Truppe von Dirk Schuster hat vielleicht zu wenig ins Spiel investiert, aber niemand kann der Mannschaft Leistungsverweigerung vorwerfen. Und solange das so ist, habt ihr verdammt nochmal auf euren Plätzen zu stehen! Ihr müsst keine Standing Ovations geben oder im Dreieck springen, sondern einfach nur da sein. Von mir aus könnt ihr bis zum Spielende schweigen, aber einfach das Stadion verlassen machen nur Eventfans. Und wenn ihr unbedingt meint Gründe für euren Abgang vorschieben zu müssen, gebt eure Dauerkarten beim rausgehen doch bitte gleich mit ab.

Ich sage das so schonungslos, weil ich im Fall der Fälle wieder zusammen mit denselben grummligen Gestalten auf meiner Bank (…der Fußballgott habe sie selig) meinem Platz sitzen und der Dinge harren werde. In der zweiten, dritten, vierten oder fünften Liga, ganz egal bei welchem Wetter und bei welchem Spielstand. Mehr als sechs- bis siebentausend von uns werden in einem solchen Fall wohl nicht mehr kommen (6000 waren es in der Abstiegssaison). Ihr werdet zu diesem Zeitpunkt gemütlich vor dem Fernseher sitzen und im Fall der Fälle einfach ab- oder umschalten. Und sollte ich in diesem Moment noch an euch denken ist eins gewiss: ich werde euch nicht vermissen.