Wild, Wild East: Kiew und Charkiw
Wahnsinn! Wir haben mehr als 2500 Kilometer auf dem Tacho und den weitesten Punkt unserer Reise erreicht: Charkiw, die Industriestadt im Osten der Ukraine. Wie schon in Lemberg sind wir in einem Camp an einem See gelandet, wo sich nach und nach immer mehr Allesfahrer einfinden. In wenigen Stunden geht es los zum Stadion, wo wir die Holländer nach Hause schicken. Vorher haben wir aber noch einmal ein Internetcafe ausfindig gemacht, denn die Berichterstattung via WLAN hat sich als nicht praktikabel erwiesen. Doch dazu später, jetzt erst einmal ein paar Worte zu Kiew und Charkiw.
Kiew selbst ist eine Metropole, in der zurzeit der blau-gelbe Wahnsinn ausgebrochen ist. Die Ukraine hat das Spiel gegen die Schweden gewonnen und während die Fans aus dem Norden mit steinernen Mienen durch die Straßen in Richtung ihres Camps zogen, kannte Kiew kein Halten mehr. Die ganze Stadt war auf den Beinen und hat bis in den Morgengrauen gefeiert - und wir mitten drinnen. Vorher haben wir aber noch ein wenig Sightseeing betrieben und das Stadion von Dynamo Kiew besucht, das in einem Park gelegen ist. Leider durften wir die Tribünen nicht betreten, weshalb es nur ein paar Schnappschüsse aus der Entfernung gibt. Dasselbe gilt für das Olympiastadion, das wir beim ersten Halt leider auch nicht von innen gesehen haben. Tickets für das Eröffnungsspiel waren auf dem Schwarzmarkt einfach zu teuer.
Für immer in Erinnerung bleiben wird mir der Aufenthalt bei den Ruderern, die nicht irgendwelche Ruderer sind, sondern die ukrainische Nationalmannschaft. Während wir gemütlich im Sonnenstuhl ein kühles Bier genossen haben, trainierten neben uns die Sportler, die uns herzlich empfangen haben. Überhaupt wurden wir während unseres gesamten Aufenthalts stets freundlich empfangen. Wo wir Hilfe brauchten, haben wir sie bekommen. Sobald ich zurück in Deutschland bin muss ich mir die Zeit nehmen das Erlebte ausführlich niederzuschreiben. Solange müssen erneut die Bilder reichen.
Von Kiew ging es dann weiter nach Charkiw, wo wir in diesem Moment im Internetcafe sitzen und unsere Texte verfassen. Diese letzte Etappe in Richtung Osten war wilder als die ersten, denn die Straßen sind gerade noch in Bau. Gefühlt stehen alle Baumaschinen der Ukraine auf diesen 500 Kilometern und es würde mich nicht überraschen, wenn sie bei unserer Abreise am Freitag fertig gebaut wären. Charkiw selbst ist großartig: wir logieren an einem Naherholungsgebiet samt See mitten in der Stadt, das als Fancamp umgebaut wurde. Es gibt kaltes Bier, noch kältere Duschen und jede Menge Wohnmobile. Wir sind nicht die einzigen, die den weiten Weg mit dem Trailer zurückgelegt haben. Mein nächster Bericht wird auf jeden Fall mit Fotos gespickt.
Abschließend noch ein paar Randnotizen: meine Tastatur hat keine Umlaute, hier gibt es in jeder großen Tankstelle, in jedem McDonald's und jeder größeren Bar frei zugängliches WLAN. In dieser Beziehung ist uns die Ukraine voraus - wohl auch, weil sich hier wohl niemand wegen Datenschutz und Copyright ins Hemd scheißt ;) Ebenfalls interessant: auf der Autobahn kann man hier wenden und es gibt Zebrastreifen. Schlusswort: es sind mindestens 30 Grad, die Sonne brennt und die ganze Stadt hört elektronische Musik. Die Ukraine wird mich nächsten Sommer wiedersehen. Sightseeing in Lemberg, danach weiter nach Charkiw zum Feiern!